Bach Werk und Lebenswirklichkeit

N.N.

Vortrag: ANNO 1713 | Werk und Lebenswirklichkeit Bachs klingendes Weimarer Tagebuch

Prof. Dr. Christoph Bossert, Prof. Martin Sturm

„Es bleibt für mich dabei: Bach ist das Größte Geschenk des Himmels an uns. Das wird nie verblassen – im Gegenteil – es kann nur immer deutlicher werden. Hätten wir nur all die feinen Organe, all das aufzunehmen - es wird nie Alles sein, denn Bach ist immer noch größer als das Vorstellbare.“ (Nikolaus Harnoncourt, Gründungs-Schirmherr der BACH BIENNALE WEIMAR).

Ja: Bach erscheint Ausübenden wie Zuhörenden gleichermaßen tatsächlich „immer noch größer als das Vorstellbare“ -und es ist vielleicht genau dieses Charakteristikum, das ihm diesen singulären Status unter allen Komponisten verleiht. Millionen von Menschen aus allen Kulturkreisen, die Bach hören oder spielen, spüren dabei – bewusst, unbewusst, jedoch unabweisbar - dass diesen Klängen irgendein „mehr“ innewohnt, eine große Unbekannte… ein inhärentes Rätsel, dem keine Frage ganz auf den Grund gehen, und das keine Analyse zur Gänze auflösen kann.

 

Umso mehr jedoch fasziniert diese „große Unbekannte“ seit Jahrhunderten alle, die sie erahnen! Musikalisches Synonym für Kosmos und Universum, „Soundtrack“ für die Bewegungen des Planetensystems, biblische Rätsel und Wahrheiten in Tönen, der Schlüssel zur Welt schlechthin, die unauffindbare mathematische Formel als klingende Quadratur des Kreises, der menschliche Seelenkosmos in musikalische Figuren gegossen, tönende kabbalistische Weisheit, ein logisch-labyrintisches Gebäude der Zahlenmystik….?

 

Was ist es, das „hinter“ dieser Musik liegt, und worin und auf welche Weise manifestiert es sich in den Noten?

 

Mit den zahllosen Fragen zu Bachs Oeuvre gehen auch unterschiedlichste, spannende Antworten einher! Einen möglichen Deutungsansatz der „großen Unbekannten“, welcher zu gleichen Teilen einem passionierten Musikerherzen wie einem akribisch-redlichen Forschergeist entspringt, stellt Prof. Dr. Christoph Bossert hier vor.

 

Sein Ansatz legt Bachs Weimarer Lebenswirklichkeit zugrunde, seine These:

Bachs Weimarer Zeit ist DER Nukleus seines Schaffens.

 

Die „Anamnese“ (= Erinnerung), die Ermittlung der Grundlagen, der „Historie“ für diese These fußt auf Bachs Schulzeit in Ohrdruf und „erinnert“ auch die Lebenswirklichkeit der Weimarer Zeit, insbesondere den Tod der hier geborenen Zwillinge, die erste gravierende Todeserfahrung der noch jungen Eheleute Bach als eine prägende Erfahrung – deren später in Bachs Leben noch viele weitere folgen sollten. Geformt von einer über viele Generationen aktiven Musikerfamilie wandelt sich Bach in Weimar von einem Musiker des 17. Jahrhunderts in einen Komponisten des 18. Jahrhunderts. Er ist stark fasziniert von der Musik von Vivaldi, Corelli & Co, die er in Weimar kennen lernt. Er „spricht Italienisch“.

 

Aus allen diesen Einflüssen generiert Bach in Weimar seine Individualität, sein Selbstbewusstsein als Komponist, sowie seine ureigenste musikalische Sprache, der er bis zu seinem Tod treu bleibt.

 

Die Analyse Bosserts stützt sich auf Weimarer Werke wie z.B. das „Wohltemperierte Clavier“, auf Choräle oder paradigmatische Werke wie die „Kunst der Fuge“. Sie bezieht sich zum Beispiel auf (von Bossert) so bezeichnete „Signaturen“: Zahlen-Reihungen als eine Art Schlüssel zu musikalischen Themen und Tonfolgen Bachs, und spannt von hier aus ein faszinierendes Netz-Werk aus zwischen Lebensdaten, theologischen Aussagen, Zahlenbezügen und -relationen, oder weist auf ein konsequentes Denken Bachs in der Folge: Wort – Ton – Zahl.

 

Ist Bach am Ende nicht nur größer als das Vorstellbare, sondern auch unvorstellbarer als das Größte? Oder schauen wir durch Bachs Musik hinein in das Innerste seiner Seele, in sein klingendes Tagebuch?

 

Wir garantieren den BesucherInnen das Experiment des Mit-Denkens, mehr Fragen als Antworten, sowie einige herzerfrischende Vitamine für alle grauen Gehirnzellen, nämlich:

B, A, C und H!

 


Eintritt: 12 €, ermäßigt 9 €



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